2020 Oversømarchen - Fælles tale af fire gymnasieelever fra de tyske og danske mindretal ved mindehøjtideligheden d. 6. februar
Fælles tale af fire gymnasieelever fra de tyske og danske mindretal ved mindehøjtideligheden Oversømarchen d. 6. februar 2020 – Anna Lisa Paysen og Liv Schröder fra hhv. Deutsches Gymnasium für Nordschleswig, Aabenraa og Johanne Olsen og Mats Rosenbaum fra Duborg-skolen, Flensborg.
Anna Lisa Paysen og Liv Schröder fra det tyske mindretal i Danmark:
“Im Grenzland wohnen Dänen und Deutsche Seite an Seite, wie es vor wenigen Generationen kaum, vorstellbar war - Aus Feindschaft wurde Nachbarschaft, aus Nachbarschaft wurde Freundschaft.“ - Hinrich Jürgensen, Hauptvorsitzender des BDN’s.
Wir wissen natürlich, dass dies nicht immer so war. Orte wie dieser zeigen die drastischen Folgen von Konflikten, die sich mehrfach in Kriegen ausspielten. Hier brachten sich im Jahr 1864 Menschen gegenseitig um - und wir fragen uns: Wofür eigentlich? Warum gab es damals ein "Entweder-Oder"? Wir sind dankbar dafür, dass die politischen Konflikte von 1864 weit zurück liegen. Aber auch heute, wo die Waffen der Vergangenheit längst niedergelegt wurden, haben wir als Liv og Anna, auch noch 2020 das Gefühl, dass wir immer noch für etwas kämpfen müssen. Wir kämpfen um die Anerkennung unserer Identität, die nicht irgendwo einfach schwarz auf weiß geschrieben steht oder uns mit unserem Pass in die Wiege gelegt worden ist.
Immer wieder werden wir damit konfrontiert, dass wir irgendwie anders sind. "TYSK eller DANSK ?" - - "Wen unterstützt Du, im Handball wenn Dänemark oder Deutschland gegeneinander spielen?"-"Å hvilken sproch drømme do å?" - Solche Fragen lösen Verwirrung aus und schaffen eine Leere in uns. Für uns geht es eben nicht darum, uns selbst eindeutig und scharf abgrenzend mit einer Nationalität zu identifizieren. Wir können diese Fragen nicht so einfach beantworten. Dies liegt in einem besonderen Minderheiten-Gefühl, und es fällt uns schwer, dieses zu beschreiben oder gegenüber anderen zu erklären, die es nicht selbst so empfinden und erleben. Wir suchen nach einem Wort, das dieses Gefühl beschreibt, aber womöglich sind wir zu der Konklusion gekommen, dass es gar kein passendes Wort dafür gibt.
Die deutsche Minderheit in Nordschleswig hat sich verändert, die Globalisierung hat andere Werte in den Vordergrund gestellt, als es nach der Grenzziehung 1920 und wie vielleicht auch noch vor wenigen Jahrzehnten der Fall war. Wir wollen uns nicht entscheiden und für uns hat es keine Bedeutung, ob wir dänisch ODER deutsch sind, für uns liegt die Bedeutung darin, uns Nordschleswiger nennen zu können. Ist das jetzt ein Widerspruch zur Zugehörigkeit zur deutschen Volksgruppe in Nordschleswig? Nein! Aber das Zugehörigkeitsgefühl bedeutet eben nicht, dass wir nur deutsch - oder entsprechend nur dänisch sind. Wir wissen: Für die Toten, denen wir heute gedenken, war dies nicht möglich. Umso mehr schätzen wir, wie privilegiert wir uns fühlen und wie dankbar wir dafür sein können, dass wir einfach so sein dürfen, wie wir sind - und das ist eigentlich nur das, was wir wollen...
Aber wir müssen auch aktiv dafür arbeiten, dass es so bleibt. Und dafür sind die Minderheiten unser Ausgangspunkt. Anerkennung, Toleranz, Frieden und Vielfalt - dafür stehen die Minderheiten heute. Wir setzen uns deshalb dafür ein, als Schülerbotschafterin anderen jungen Menschen Wissen über Nordschleswig zu vermitteln. Wenn wir andere Schulen besuchen und erzählen, wer WIR sind und wo WIR zu Hause sind, sprechen wir mit Stolz über die deutsche Minderheit. Wir treffen auf dänische Bürger, die gar keinen Ahnung davon haben, dass wir überhaupt existieren. In unserer Generation sollten wir stolz darauf sein, dass wir dies weitertragen, denn auch das ist nicht selbstverständlich.
Wir freuen uns, dass wir als Minderheit heute so weit gekommen sind. Aber wir wissen auch, dass es immer noch viel zu tun gibt. Dies gilt natürlich auch für unsere Minderheit. Wir leben in einer kleinen Blase - bei uns bobbel genannt, und diese kann negativ und positiv sein. Das Positive ist, dass wir ein gutes Gemeinschaftsgefühl haben und somit haben wir auch gute soziale Gruppen, auf die man sich in jeder Lebenslage verlassen und auf die man immer in Not zurückgreifen kann, so wie man es wohl nur in einer Minderheit finden kann.
Aber all dies hat auch Nachteile. Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht selbst einengen. Es kann zum Beispiel schwer sein, als Außenstehender in diese "Mindretalsbobbel" hereinzukommen und ein Teil dieser Gesellschaft zu werden. Vielleicht ist dies auch ein Grund dafür, warum wir uns manchmal doch nicht von der umgebenden Gesellschaft akzeptiert fühlen - von Deutschland og fra Danmark!
Für uns vier, der dänischen Minderheit und der deutschen Minderheit ist es überhaupt kein Problem (und warum sollte es überhaupt eines sein?), an dieser Stelle zusammen zu stehen und gemeinsam Worte zu finden - zur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Aber wir erleben immer wieder auch, dass es in der deutschen und dänischen Bevölkerung oft viel Unwissen über das Nachbarland und erst recht über uns Minderheiten gibt. Leider könnten wir an dieser Stelle auch viele Beispiele nennen, wie auch wir immer noch Vorurteile der Vergangenheit zu spüren bekommen, und das trifft uns schon!
Gerade deshalb freuen wir uns auch, dass wir durch die vielen Veranstaltungen zu 100 Jahren Volksabstimmung und Grenzziehung 2020 so viel Aufmerksamkeit bekommen. Aber es ist uns auch wichtig, dass dann nicht nur das Erreichte und Positive gefeiert wird, sondern dass auch unter die Oberfläche geschaut und der Blick auf die aktuellen Herausforderungen und Probleme fallen und hierfür GEMEINSAM nach Lösungen gesucht wird.
Wir fühlen uns sicher mit unserer Minderheiten-Identität, diese Bindestrich-Identität oder das Gefühl wofür es kein Wort gibt. Und dies verbindet uns Nordschleswiger, Anna und Liv, auf besondere Weise mit den Südschleswigern, Johanne und Mats an die wir nun das Wort weiterreichen wollen.
Johanne Olsen og Mats Rosenbaum fra det danske mindretal i Tyskland:
Tak Liv og Anna!
Set i forhold til dengang, lever vi i en tilværelse, man har kun kunnet drømme om. Velfungerende og opblomstrende institutioner, ligestilling og international hyldest. Det danske mindretal er et rart sted at være, et fuldt integreret minoritet blandt majoriteten, som formår at bibeholde traditioner og sprog, på deres helt egen måde. Men vi kæmper stadig!
At bo i et mindretal er ikke altid let. I en verden med utallige meninger, holdninger og fordomme må man ofte beskytte sig mod andres øjne. Som elevambassadører, oplever vi på lige fod med Anna og Liv at vi møder elever og lærere, hvor udtrykket “dansk mindretal” er et fremmedord og i princippet noget man slet ikke har kendskab til. Vi overvældes med spørgsmål, som kan beskrives som en sejr. For lige netop denne interesse vidner om anerkendelse og accept og er for os en måde at udbrede viden om begge vores mindretal på.
Men det er ikke kun det ydre, der kan påvirke. Hvad er vi egentlig. Det ene eller det andet? eller både og?
Et indre i oprør er for mange lige så normalt, som ikke at vide hvorfor noget tøj man skal have på. At skulle beskæftige sig med identitet og kultur i sådan en tidlig alder, er udfordrende og til tider en byrde. Dog udvikler dette sig til udpræget tolerance og forståelse, der udvider det enkelte individs horisont og kommer os til gavn. Vi er kommet langt, men vi kan komme længere endnu.
At kunne stå her i dag er et værdifuldt øjeblik, der vidner om næstekærlighed og anerkendelse. At se ud på så mange opmødte mennesker, minder os om vigtigheden i aldrig at må glemme den vej vi har tilbagelagt og alle dem der før os har brændt for lige netop denne region.
“Så længe i holder fast i os, holder vi fast i jer” sagde Poul Nyrup Rasmussen under årsmødet i Flensborg 1999. Og vi holder fast. Det er en ære at måtte kæmpe videre.
Vi bliver dermed mindet om at fred ikke er en selvfølge og at vores mindretal er en fortælling om solidaritet, vision og næstekærlighed.